Das Heilige Herz

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1. O heiliges Herz Jesu, ich bete Dich an in der Ein­heit der Persönlichkeit mit der zweiten Person der hochheiligen Dreieinigkeit. Was immer der Person Jesu angehört, gehört Gott an und ist derselben Anbetung würdig, die wir Jesus zollen. Er hat die menschliche Natur nicht angenommen als etwas von ihm selbst Verschiedenes und Getrenntes, sondern sie ist ganz und gar und ewig sein eigen, so daß sie schon im Gedan­ken an ihn eingeschlossen ist. Ich bete Dich an, o Herz Jesu, weil Du Jesus selbst bist, das ewige Wort in menschlicher Natur, die der Sohn Gottes ganz und vollkommen angenommen hat, in der er ganz lebt, und weil in ihr, lebt er auch in Dir. Du bist das Herz des Allerhöchsten, der Mensch geworden ist.  Wenn ich Dich anbete, bete ich meinen menschgewordenen Gott, den Emmanuel, an. Ich bete Dich an, weil Du teilge­nommen hast an dem Leiden, das mein Leben ist; Du hast im Garten von Gethsemane in Todesangst gebebt und gerungen. Dein kostbares Blut drang durch die Poren und Adern der Haut und tropfte auf die Erde nieder. Am Kreuz hast Du fast Dein ganzes Blut ver­loren, und nach dem Tode wurdest Du von der Lanze durchbohrt und gabst den letzten Tropfen hin von dem kostbaren Schatz, der unsere Erlösung ist.

2. Mein Gott und Erlöser, ich bete Dein heiliges Herz an, denn es ist der Sitz und die Quelle all Deiner menschlich zärtlichen Liebe zu uns Sündern. Es ist das Werkzeug und Organ Deiner Liebe. Es schlug für uns. Es sehnte sich nach uns. Es litt für uns und unser Heil. Es brannte vor Eifer, daß Gottes Ehre in uns und durch uns verkündet werde. Es ist der Kanal, durch den uns alle Deine unendliche Menschenliebe und Deine göttliche Erbarmung zugeflossen ist. All Dein unbegreifliches Mitleid, das Du uns als Gott und Mensch, als unser Schöpfer, Erlöser und Richter erwie­sen hast, entspringt Deinem heiligen Herzen und fließt uns zu durch dieses Herz in einem einzigen, unlösbaren Strom. O hochheiliges Symbol und Sakrament der Liebe, göttlicher und menschlicher Liebe in ihrer Fülle, Du hast mich erlöst durch Deine göttliche Kraft und Deine menschliche Liebe und durch Dein wundertäti­ges Blut, das aus Dir quillt in überströmendem Reich­tum.

3. O hochheiliges und gütigstes Herz Jesu, Du bist ver­borgen in der heiligen Eucharistie und schlägst noch immer für uns. Jetzt wie einstmals sprichst Du: Desi-derio desideravi – «ich habe ein großes Verlangen ge­habt». Ich bete Dich an mit größter Liebe und Ehr­furcht, mit glühender Hingabe, mit demütigem und festem Willen. O mein Gott, wenn Du mich würdigst, Dich als Speise und Trank zu empfangen, und Du für eine Weile in mir Wohnung nimmst, dann gib, daß mein Herz mit dem Deinen schlägt! Reinige es von allem Irdischen, von allem Stolz und aller Sinnlichkeit, von aller Härte und Erbarmungslosigkeit, von aller Verkehrtheit, Unordnung und Gleichgültigkeit! Er­fülle es so mit Dir, daß weder die Ereignisse des Tages noch die Umstände der Zeit die Macht haben, es zu beunruhigen, und daß es in Deiner Liebe und in Dei­ner Furcht den Frieden habe!

Aus: John Henry Newman,  Betrachtungen und Gebete, pp. 209-210