Laß mich nie vergessen,
Laß mich nie vergessen, daß Du auf Erden ein eigenes Reich gegründet hast,
daß die Kirche Dein Werk, Deine Stiftung und Dein Werkzug ist,
Laß mich nie vergessen, daß Du auf Erden ein eigenes Reich gegründet hast,
daß die Kirche Dein Werk, Deine Stiftung und Dein Werkzug ist,
Bleibe bei mir! Dann werde ich selber auch leuchten, wie du geleuchtet hast,
werde andern ein Licht sein. All dieses Licht ist von dir, o Jesus.
Ein berühmtes Gedicht von John Henry Newman, der am 19. September 2010 von Papst Benedikt XVI. selig gesprochen wird, beginnt mit den Worten: „Lead kindly light“ – „Führ liebes Licht, im Ring der Dunkelheit führ du mich an. Die Nacht ist tief, noch ist die Heimat weit, führ du mich an! Behüte du den Fuß: der fernen Bilder Zug begehr ich nicht zu sehen: ein Schritt ist mir genug“. Newman wusste sich zeitlebens von einem lieben Licht geführt. Er folgte diesem Licht: Schritt für Schritt, in Freud und Leid, mit eindrucksvoller Entschiedenheit.
10. Predigt vom 9. Oktober 1831
Heuchelei ist ein ernst zu nehmendes Wort. Wir sehen gewöhnlich den Heuchler als einen verabscheuungs- und verachtungswürdigen Charakter an, zudem als einen ungewöhnlichen. Wie kommt es nun, daß unser Herr, umgeben von einer großen Volksschar, die Rede damit begann, Seine Jünger vor der Heuchelei zu warnen, als ob sie in besonderer Gefahr wären, wie diese gemeinen Betrüger, die Pharisäer, zu werden? Damit wird uns ein lehrreicher Gegenstand zur Prüfung vorgelegt, dem wir nun nachgehen wollen.
9. Predigt vom 3. Juli 1831
„Der Mann, von welchem die Teufel ausgefahren waren, hatte Ihn gebeten, daß er bei Ihm bleiben dürfe; Jesus aber entließ ihn und sprach: Kehre zurück in dein Haus, und erzähle, welch große Dinge an dir Gott getan hat“ (Lk 8,38.39).
Es war eine sehr natürliche Regung in dem Mann, den unser Herr von seiner furchtbaren Heimsuchung befreit hatte, daß er bei Ihm zu bleiben wünschte. Sein Herz war ohne Zweifel entzückt vor Freude und Dankbarkeit. Welchen Grad von Einsicht er auch in sein wirkliches Elend gehabt haben mochte, während die Teufel ihn quälten, jetzt zum mindesten, nachdem er seinen klaren Verstand wieder gewonnen hatte, konnte er begreifen, daß er in einem erbarmungswürdigen Zustand gewesen war, und er mußte in sich all jene Hochstimmung und seelische Beschwingtheit fühlen, die jede Art von Erlösung aus Qual und Zwang begleiten.
… eine spannende Geschichte. Die Erhebung John Henry Newmans zum Kardinal wird noch in unseren Tagen als abschließende Apotheose seines bewegten Lebens betrachtet. Es wird ihr der Wert einer umfassenden und endgültigen Rehabilitierung Newmans als Theologe zugeschrieben, der viele Jahre hindurch Zielscheibe beharrlicher Anklagen, systematischer Kritik und böswilliger Beschuldigungen war. Bekannt ist das drastische Urteil von Mons. George Talbot
Menschen, die sich aus Neugierde oder aus besserem Motiv gedrängt fühlen, sich über die katholische Religion Gedanken zu machen, stellen uns manchmal eine seltsame Frage – ob es ihnen, falls sie sich zu ihr bekennen, noch freistünde, die Frage ihrer göttlichen Autorität von neuem zu prüfen, wenn sie die Neigung dazu verspürten. Sie meinen mit dem „Überprüfen“ eine Untersuchung, die ihren Ursprung in einem Zweifel hat und möglicherweise in einer Leugnung endigt. Dieselbe Frage wird in der Form eines Einwandes auch oft von jenen gestellt, die nie daran denken, katholisch zu werden, die sich des weiten und breiten darüber ergehen, daß es doch etwas Furchtbares sei, daß für jeden, habe er einmal die Hürde der Kirche betreten, das Ausgangstor für immer verschlossen bleibe; daß für einen, sobald er Katholik geworden sei, die Möglichkeit eines Zweifels nie und nimmer bestünde, daß er…
8. Predigt vom 5. Juni 1831
„Das ist die Liebe zu Gott, daß wir Seine Gebote halten, und Seine Gebote sind nicht schwer“ (1 Joh 5,3).
Man muß sich dessen stets bewußt bleiben, daß es sehr schwer und mühsam ist, den Himmel zu erlangen. „Viele sind berufen, wenige aber auserwählt“ (Mt 22, 14). „Eng ist die Pforte und schmal der Weg“ (Mt 7, 14; Lk 13, 24). „Wenn jemand zu Mir kommt und hasset nicht Vater und Mutter und Weib und Kinder und Brüder und Schwestern, ja auch sogar sein eigenes Leben, der kann Mein Jünger nicht sein“ (Lk 14, 26). Andererseits ist es jedem aufmerksamen Leser des Neuen Testamentes offenbar, daß Christus und Seine Apostel das religiöse Leben als etwas Leichtes, Angenehmes und Tröstliches bezeichnen. So heißt es in meinem Leittext: „Das ist die Liebe zu Gott, daß wir Seine Gebote halten; und Seine Gebote sind nicht schwer.“
„Indes blicken wir nicht hin auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare ist ewig“ (2 Kor 4,18).
Es gibt zwei Welten, die „sichtbare und die unsichtbare“, wie das Credo sagt, die Welt, die wir sehen, und die Welt, die wir nicht sehen; und die unsichtbare Welt existiert so wirklich wie die sichtbare. Sie existiert wirklich, obgleich wir sie nicht sehen. Daß die sichtbare Welt existiert, wissen wir, weil wir sie sehen. Wir brauchen nur das Auge zu erheben und um uns her zu blicken und wir haben den Beweis dafür; unser Auge sagt es uns. Wir sehen Sonne, Mond und Sterne, Erde und Himmel, Hügel und Täler, Wälder und Felder, Meere und Flüsse. Und wieder: wir sehen Menschen und die Werke der Menschen.
Warum ist gerade der Monat Mai in ganz besonderer Weiser der Verehrung der allerseligsten Jungfrau gewidmet? Weil nach langem Eis und Schnee, nach der drückenden Witterung des Winters, nach den Frühlingsstürmen und Regenschauern die Erde im Monat Mai sich mit neuem Grün und frischem Blätterschmuck bekränzt; weil