Das Evangelium, ein uns anvertrautes Gut

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22. Predigt, Fest der heiligsten Dreifaltigkeit

„O Timotheus! bewahre, was dir anvertraut ist, hüte dich vor dem weltlichen und seichten Ge­schwätz und den Streitreden der fälschlich so­genannten Wissenschaft, zu der einige sich be­kannten und vom Glauben abgefallen sind‘ (1 Tim 6, 20. 21).

Diese Worte sind in der Person des Timotheus zuallererst an die Diener des Evangeliums gerich­tet; doch sie enthalten auch ein ernstes Gebot und Mahnwort an alle Christen. Denn wir alle, hoch und nieder, sind für die Reinerhaltung des Glau­bens entsprechend verantwortlich. Wir haben alle das gleiche Interesse daran, der eine nicht weniger als der andere, obwohl ein Stand besonders aus­gewählt worden ist für die Pflicht, ihn zu behüten. Wenn wir als Diener Christi ihn nicht behüten, ist es unsere Sünde, aber es ist euer Verlust, meine Brüder; und wie jeder Privatmann fühlen würde, daß es für ihn Pflicht und Sicherheit bedeutet, bei einem Brand oder Raub in der Stadt, in der er wohnt, Alarm zu geben, auch wenn noch so viele Beamte dafür aufgestellt sind, so ist zweifellos jeder von uns verpflichtet, an seinem Platz für den Glauben einzustehen und ein Auge zu haben auf seine treue Bewahrung. Wäre allerdings der christ­liche Glaube unklar, unbestimmt, eine Sache der Meinung oder des Folgerns, dann könnten wir es freilich gut verstehen, wenn die Diener des Evan­geliums die einzig zuständigen Ausleger und Wäch­ter desselben wären; in diesem Fall wäre es für gewöhnliche Christen angebracht zu warten, bis sie unterrichtet würden über die beste Art, ihn auszu­drücken, oder über die jeweilige Bedeutung dieses oder jenes Teiles. Aber dies ist alles längst fest­gesetzt worden; der Glaube des Evangeliums ist ein festgelegtes Depositum, ein Schatz, allen gemein­sam, ein und derselbe zu allen Zeiten, in bestimmte Worte gefaßt, dergestalt, daß er empfangen, be­wahrt und weitergegeben werden kann. Wir kön­nen seine Bewahrung getrost auch den Händen einzelner überlassen, denn damit überlassen wir durchaus nichts dem persönlichen Ungestüm und Vorstellungsvermögen, dem Stolz, Streit und Zank. Wir gestatten den Menschen nur, „ernsthaft für den Glauben einzustehen, der den Heiligen ein für allemal übergeben ist“ (Jud 3); für den Glauben, der jedem einzelnen bei der Taufe mit einer For­mel, die Credo heißt, in die Hände gelegt worden und aus den ersten Zeiten in der nämlichen Form auf sie gekommen ist. Das ist der Glaube, für den sogar das unscheinbarste Glied der Kirche einstehen kann und muß; und seiner Erziehung entsprechend wird der Kreis seines Wissens sich erweitern. Das ihm in der Taufe übergebene Glaubensbekenntnis wird sich dann entfalten, zuerst in das sogenannte nizänische und hierauf in das athanasianische Glaubensbekenntnis; und in dem Maße, wie seine Fassungskraft wächst, wird es seine Pflicht, sich für die Artikel in ihrer volleren und genaueren Formel einzusetzen. Alle diese Entfaltungen der Lehre des Evangeliums werden ihm ebenso kostbar wie die ursprünglichen Artikel, denn sie sind in Wirklichkeit nichts mehr oder weniger als die eine wahre Auslegung, die uns aus den ersten Zeiten zusammen mit dem eigentlichen Taufbekenntnis oder dem apostolischen Credo selbst überliefert worden ist. Wie alle Völker das Dasein eines Gottes bekennen, so bekennen alle Zweige der Kirche die Lehre des Evangeliums; wie die menschliche Überlieferung einen Lenker und einen Richter der Sittlichkeit be­zeugt, so bezeugt die Überlieferung der Heiligen den allmächtigen Vater und Seinen Eingeborenen Sohn und den Heiligen Geist. Und wenn weder der Aberglaube der Vielgötterei noch die atheistischen Abirrungen einzelner Länder zu besonderen Zeiten auf unsere Annahme der einen Botschaft, die die Söhne Adams überliefern, praktisch störend ein­wirken, so beeinträchtigen noch weniger die ört­lichen Irrlehren und zeitweisen Irrtümer der Früh-kirche, ihre verderbten Auswüchse, ihre schisma­tischen Abzweigungen oder ihr teilweiser Abfall in späteren Zeiten die Beweiskraft und die Berech­tigung ihrer Lehre im Urteil derer, die aufrichtig die ihr ein für allemal übergebene Wahrheit kennen­lernen wollen. Gott sei gepriesen! Wir brauchen die Wahrheit nicht ausfindig zu machen, sie ist in unsere Hände gelegt. Wir haben sie nur unseren Herzen anzuvertrauen, unversehrt zu bewahren und unseren Nachkommen weiterzugeben.

Das ist also der Sinn des im Vorspruch enthaltenen Auftrages, den St. Paulus damals gab, als die Wahr­heit zum erstenmal verkündigt wurde. „Bewahre, was dir anvertraut ist“, oder vielmehr, „bewahre das Depositum“; wende dich ab von jenem „un­heiligen, leeren Gerede“, das Menschen unter dem Vorwand der Philosophie und Wissenschaft vor­bringen. Laß dich von ihnen nicht beeindrucken; ändere nicht ihretwegen dein Bekenntnis; denn solche Menschen enden im Irrtum. Sie disputieren und klügeln immerzu, sie geben neue Deutungen, gestalten die überkommenen um, immer noch wäh­nend, daß das Ziel ihrer Forschungen der wahre Glaube sei; aber sie „verfehlen“ ihn. Sie schießen daran vorbei und klammern sich statt dessen an ihr eigenes Trugbild.

Wie die Worte des heiligen Paulus zeigen, wird unter Glaube offensichtlich eine bestimmte Lehre verstanden; nicht eine bloße Geisteshaltung oder ein bloßes Handlungsprinzip, viel weniger noch eine unklare Vorstellung vom Christentum. Dem­gemäß tröstet sich der Apostel in seinem zweiten Brief an Timotheus angesichts des Todes damit, daß er „den Glauben bewahrt hat“ (2 Tim 4, 7). In den nämlichen Briefen bestimmt er diesen eingehen­der als „Form“ oder Umriß „gesunder Lehre“; „die herrliche Hinterlage“ (2 Tim 1,13.14). Diese Aus­drücke zeigen, daß das Depositum sicher eine ge­wisse Folge von Wahrheiten und Regeln ist (seien sie lehrhaft oder auch disziplinar und kirchlich), und sie beschreiben genau die Formel, die seither apo­stolisches Glaubensbekenntnis genannt wird[1]. Und diese gleichen heiligen Wahrheiten, die Timotheus als anvertrautes Gut empfangen hatte, sollte er seinerseits „treuen Menschen anvertrauen, die taug­lich sein sollten, auch andere zu lehren“ (2 Tim 2,2). Mit Gottes Gnade war er befähigt, sie weiterzu­geben; und diese, so von Geschlecht zu Geschlecht überliefert, haben durch Gottes fortgesetzte Barmherzigkeit auch uns erreicht, „für die das Ende der Welt sich genaht hat“ (1 Kor 10,11).

Im folgenden möchte ich euch vor Augen stellen, was die Schrift über diesen apostolischen Glauben berichtet. Dazu sehe ich mich einerseits veranlaßt durch den Tag, an dem wir das Gedächtnis seiner grundlegenden Wahrheit feiern, und anderseits durch die irrigen Ansichten, die heute bei vielen Ein­laß finden und Beachtung zu erheischen scheinen. Vielleicht mag es gut sein, zuerst festzustellen, wel­ches diese irrigen Meinungen sind. Ich will es kurz tun. Sie sind nichts Neues – wie es kaum ein reli­giöser Irrtum sein kann -, und sicher nimmt, was früher schon ein- oder zweimal unterging, in glei­cher Weise noch einmal ein Ende. Ich spreche nicht, als ob ich befürchtete, der Irrtum könnte die ein für allemal den Heiligen übergebene alte Wahrheit überwinden; aber immerhin sind unsere Wachsam­keit und Besorgtheit die zu seiner Überwältigung bestimmten Mittel, und sie werden nicht unnütz, sondern wir werden vielmehr dazu ermutigt und angeregt durch die Erwartung des Enderfolges.

Es ist also Tagesmode anzunehmen, daß jedes Be­stehen auf genau umgrenzten Glaubensartikeln der Geistigkeit der Religion schädlich und mit einer aufgeklärten Betrachtungsweise unverträglich sei; daß dies auf die Behauptung hinauslaufe, das Evan­gelium fordere die Annahme bestimmter und posi­tiver Artikel, und auf das Eingeständnis, es sei eine erlernbare und formelhafte Angelegenheit, ferner daß eine derartige Vorstellung abergläubisch sei und „die Freiheit beeinträchtige, mit der Christus uns befreit hat“ (Gal 4, 31); daß dies eine mangel­hafte Einsicht in die Prinzipien und Ziele, eine eng­stirnige Erfassung des Geistes Seiner Offenbarung beweise. Demgemäß machen heutige Denker, an­statt voll Ehrfurcht die überkommenen Lehrwahr­heiten anzunehmen, den Versuch, sie miteinander zu vergleichen, sie zu wägen und zu messen, sie zu zergliedern, zu vereinfachen und umzumodeln; sie zu einem System zu machen, sie in etwas Primäres und Sekundäres auf zuteilen, und sie auf eine gegen­seitige, einleuchtende Abhängigkeit hinzuordnen. Anstatt die Mysterien des Christentums zu über­liefern und (soweit als möglich) zu entfalten, wird der christliche Lehrer künftig angehalten sein, sie zu prüfen, in der Absicht, den inneren heiligen Sinn von der Wortform zu trennen, in die der Geist sie unlösbar gehüllt hat. Er fragt sich, was die auf ihn gekommene Botschaft nütze? Was der verhältnis­mäßige Wert dieses oder jenes ihrer Teile sei? Er kommt sodann zu der Annahme, daß seine Mühen im Dienste Gottes irgendeinen Zweck haben, den er feststellen könne, irgendeine geoffenbarte Ab­sicht, nach der im Evangelium Gott mit den Men­schen verfährt. Dann bezeichnet er vielleicht will­kürlich als dieses Ziel die Rettung der Welt oder die Bekehrung der Sünder. Hierauf bemißt er alle Lehren der Schrift nach ihrer jeweiligen spürbaren Tendenz, dieses Ziel zu erreichen. Er geht weiter und verwirft diese oder jene heilige Wahrheit oder setzt sie folglich als überflüssig oder unwichtig herab. Er legt den Nachdruck seiner Unterweisung auf die eine oder andere, die nach seinen Worten das Wesen des Evangeliums in sich schließt. Auf dieser baut er alle anderen auf, an denen er fest­hält. Schließlieh macht er sich die Sprache der Theo­logie zurecht, um sie seinen (angeblich) besseren An­sichten über die Lehre der Schrift anzugleichen.

Man kann z. B. Schriftsteller antreffen, nach deren Ansicht alle Eigenschaften und Tätigkeiten Gottes virtuell in dem einen Satz ausgedrückt sind: „Gott ist die Liebe“ (1 Jo 4,16), so daß alle anderen in der Schrift enthaltenen Mitteilungen über Seine unnahbare Herrlichkeit nur dessen Umbildungen sind. Folglich lassen sie sich dazu verleiten, zuerst die Lehre von der ewigen Strafe zu leugnen, da sie unvereinbar sei mit dieser Vorstellung einer un­endlichen Liebe. Dann stempeln sie solche Aus­drücke wie „Zorn Gottes“ zu einer bildhaften Re­densart und leugnen somit das Sühnewerk, insofern es als eine wirkliche Versöhnung eines beleidigten Gottes mit Seinen Geschöpfen betrachtet wird. Oder weiter, sie behaupten, das Ziel der christlichen Offenbarung sei ein rein praktisches und daher seien theologische Lehren völlig unnötig, bloße Spekulationen und Hindernisse für die Ausbreitung der Religion; oder wenn nicht wirklich schädlich, erforderten sie mindestens eine Umbildung. Man kann sie daher fragen hören: „Was schadet es, Sabellianer oder Arianer zu sein? Wie berührt das den moralischen Charakter? “ Oder ferner sagen sie, das große Ziel des Evangeliums sei die Einigung der Herzen in der Liebe zu Christus und zuein­ander und folglich seien Glaubensbekenntnisse nur Fesseln für Seelen, die den Geist der Kindschaft empfangen haben; der Glaube sei eine bloße Hal­tung und ein Prinzip, nicht die Annahme einer bestimmten Sammlung von Artikeln um Christi willen. Andere wiederum haben im Gegensatz dazu das ganze Evangelium auf den Lehren von der Ver­söhnung und Heiligung aufgebaut. Noch andere haben indes anscheinend die Lehre von der Recht­fertigung aus dem Glauben zum Angelpunkt ge­macht, in dem die Pforten zum Leben sich öffnen und schließen. Das mag genügen, um den Gedanken­gang der folgenden Ausführungen zu erklären. Der heilige Paulus, ich wiederhole es, heißt uns an dem Glauben festhalten, der unserer Obhut anver­traut ist; und dieser Glaube ist eine „Form heil­samer Worte“, ein „Entwurf“, und es ist unsere Pflicht, je nach Gelegenheit, ihn auszufüllen und in allen seinen Teilen zu vervollständigen. Wir wollen nun sehen, wieviel gerade der Schrifttext uns von diesen grundlegenden Linien der Wahrheit, von der unwandelbaren apostolischen Glaubensregel liefert, auf die wir so eifersüchtig sein müssen.

Ihre wesentliche Lehre besteht natürlich in dem, was der heilige Johannes allgemein „die Lehre Christi“ (2 Jo 911) nennt. Diese muß, wie er uns sagt, jeder bekennen, der sich Christ nennt und in unser Haus aufgenommen werden will. Der heilige Paulus spricht in beinahe ebenso gedrängter Form über den christlichen Glauben, wenn er sagt: „Einen anderen Grund kann niemand legen, als der gelegt ist, der ist Jesus, der Christus “ (1 Kor 3,11). An einer früheren Stelle desselben Briefes spricht er indessen ausführlicher: „Ich hatte mir vorgenommen, nichts unter euch zu wissen als allein Jesum Christum, und diesen als den Gekreuzigten“ (1 Kor 2, 2). So war die Kreuzigung Christi mit ein wesentlicher Teil in dem Umriß gesunder Lehre, die der Apostel predigte und mitteilte. Im Brief an die Römer fügt er einen anderen Glaubens­artikel hinzu: „Wenn du mit deinem Munde den Herrn Jesum bekennst und in deinem Herzen glaubst, daß Gott Ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du selig werden“ (Röm 10, 9). Hier wird also die Lehre der Auferstehung zu jener von der Kreuzigung hinzugefügt. Anderswo sagt er: „Ein Gott ist und Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst zum Lösegeld für alle hingegeben hat. Das ward kundgetan zur geeigneten Zeit, wozu ich als Prediger eingesetzt bin“ (1 Tim 2, 5-7). Hier wer­den Christi Mittlerschaft und Sühne als Lehren der apostolischen Verkündigung angeschlossen. Weiter: gegen Ende eines eben angeführten Briefes spricht er noch deutlicher von dem Evangelium, das er ge­predigt und seinen Neubekehrten vermittelt hatte und das, fügt er bei, auch alle anderen Apostel pre­digten. „Ich habe euch zuvörderst mitgeteilt, was ich auch empfangen habe; daß Christus für unsere Sünden gestorben ist, wie geschrieben steht, daß Er begraben worden und am dritten Tag wieder auf­erstanden ist, wie geschrieben steht“ (1 Kor 15, 34). In diesen Ausdrücken finden wir nahezu den Wortlaut der Glaubensartikel, wie die Kirche sie von jeher abgefaßt hat.

Der Buchstabe der Schrift gibt uns noch einen wei­teren Einblick in den Inhalt des heiligen Deposi­tums, von dem der heilige Paulus im Vorspruch redet. Im Verlauf des nämlichen Briefes, in dem er vorkommt, übermittelt der Apostel dem Timotheus eine noch deutlichere „Form heilsamer Worte“ als jede andere, die ich bis jetzt aus seinen Schriften angeführt habe. Er befiehlt ihm in seinem Schreiben, „wie er wandeln soll in der Kirche des lebendigen Gottes“ (1 Tim 3,15), die er zu leiten hatte, und wie er sie als „die Säule und Grundfeste der Wahrheit“ bewahren soll, und er fährt fort, ihn daran zu erinnern, welches jene Wahrheit ist. „Gott ward geoffenbart im Fleische, gerechtfertigt im Geiste, geschaut von Engeln, gepredigt den Hei­den, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“ Hier findet nebst anderen Lehren die Menschwerdung und die Himmelfahrt Erwähnung. Es muß also ein Artikel des ursprünglichen aposto­lischen Glaubensbekenntnisses gewesen sein, daß Christus kein bloßer Mensch war, sondern mensch­gewordener Gott. Als der Äthiopier um die Taufe bat und Philippus entgegnete, er könne getauft werden, wenn er „mit seinem ganzen Herzen glaube“, lautete sein Bekenntnis ähnlich: „Ich glaube, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist“ (Apg 8, 35-37). Das ist, wohl gemerkt, sein Be­kenntnis, erst nachdem Philippus „ihm die Bot­schaft von Jesus verkündet hatte“.

Gehen wir nun zu den Worten selbst über, mit denen diese Taufe gespendet wurde. Es waren Worte, die der Kämmerer freilich in jenem Augen­blick vielleicht nicht verstanden hat, aber sie wur­den ihm damals anvertraut, damit er durch den Glauben in seinem Herzen sich daran nähre und durch den Einfluß der zugleich geschenkten Gnade allmählich in sie eindringe. Diese Worte wurden zuerst von Christus Selbst angeordnet als ein gewis­ser geheimnisvoller Schlüssel, mit dessen Hilfe die Quellen der Gnade über dem Taufwasser eröffnet werden konnten, – „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Sie zeigen, daß nicht nur die Lehre von Christus, sondern auch jene von der Dreieinigkeit einen We­sensbestandteil des Heiligen Lehrgutes bildete, zu dessen Verkünderin die Kirche bestellt war. Schließlich wird uns im Brief an die Hebräer eine Aufzäh­lung einiger anderer grundlegender Glaubensarti­kel, die die Apostel weitergaben, dargeboten. Der heilige Paulus spricht darin von „den Anfangs­gründen: nämlich der Abkehr von toten Werken und dem Glauben an Gott, von der Lehre über die Taufe, von der Handauflegung, der Auferstehung der Toten und vom ewigen Gericht“ (Hebr 6,1, 2)[2]. Beachtet also! Wie viele Artikel jenes Glaubens, den die Kirche immer bekannt hat, werden uns im Zusammenhang mit den Berichten und Satzungen der Schrift gelegentlich als solche vor Augen ge­stellt und als solche in der nämlichen Form vermit­telt: die Lehre von der Dreieinigkeit, von der Menschwerdung des Gottessohnes, Seiner Mittler­schaft, Seiner Sühne am Kreuz für unsere Sünden, Seinem Tod und Begräbnis, Seiner Auferstehung am dritten Tag und Seiner Himmelfahrt; von der Vergebung durch Reue, der Taufe als deren Werk­zeug, von der Handauflegung, der allgemeinen Auferstehung und dem endgültigen Gericht. Ich könnte mich auch auf solche Stellen berufen wie jene im ersten Korintherbrief, wo der heilige Pau­lus sagt: „Wir haben Einen Gott, den Vater … und Einen Herrn Jesus Christus“ (1 Kor 8, 6); aber ich möchte mich auf Texte beschränken, in denen die angegebenen Lehren ausdrücklich als Teil einer Formel oder eines Bekenntnisses eingeführt, über­geben oder angenommen werden, sei es von Seiten der Diener der Kirche bei der Weihe oder jedes ihrer Glieder im Augenblick der Taufe.

Man darf wohl hinzufügen, daß die Geschichte der Frühkirche ganz übereinstimmt mit dieser Art, das Wesen des christlichen Glaubens zu betrachten, den die Schrift uns vorlegt. Ich will damit sagen, wir haben einen hinreichenden Beweis dafür, daß tat­sächlich derartige Bekenntnisse wie die des heiligen Paulus in ihren verschiedenen Verzweigungen be­standen, und nicht weiter voneinander abweichen, als z. B. das Gebet des Herrn im Matthäusevange­lium von der Lesart des heiligen Lukas abweicht, daß dieser eine nämliche Glaube überall jedem Christen bei seiner Taufe anvertraut wurde; und daß er als das besondere, jeder Kirchengemeinde und ihrem Bischof anvertraute Gut betrachtet wurde, als etwas, das infolge fortwährender Weitergabe von ihrem ursprünglichen Gründer, ob Apostel oder Evangelist, empfangen worden war. Zur Genüge ist bereits mit Hilfe des Schriftbewei­ses gesagt worden, wie genau, ausdrücklich und mannigfach die Artikel unseres Glaubens sind und wie der heilige Paulus auf diese ihre Bestimmtheit und Genauigkeit Gewicht legt; genug, um zu zei­gen, daß wir nicht mit der Unehrerbietigkeit der Vernachlässigung oder des neugierigen Disputierens über sie hinweggleiten noch sie wahllos häu­fen noch unbefugte Änderungen an ihnen vorneh­men können, – mit einem Wort, daß sie heilig sind. Aber diesen heiligen Charakter des uns an­vertrauten Gutes kann man durch eine Anzahl von einzelnen Erwägungen darstellen, die ich euch nun vorlegen werde.

1. Zunächst schon von der Tatsache her, daß es ein anvertrautes Gut ist. Der klare und einfache Grund für unsere Predigt und Bewahrung des Glaubens besteht darin, daß es uns befohlen wurde. Es ist ein Akt reinen Gehorsams gegen Den, der „uns das Evangelium anvertraut“ hat (1 Thess 2, 4). Unsere einfache Verpflichtung Ihm gegenüber heißt, es wohlverwahrt weiterzugeben. Dies ist das Ziel, das alle Menschen vor Augen haben, denen irgendwie in weltlichen Angelegenheiten etwas anvertraut ist. „Es wird vom Verwalter gefordert, daß einer treu erfunden werde“ (1 Kor 4,2). Unser Herr hat gesagt, daß „dieses Evangelium vom Reich in der ganzen Welt gepredigt werde, allen Völkern zum Zeugnis“ (Mt 24,14). Demgemäß erklärt Sein Apostel, da er von den Verfolgungen spricht: „Nichts von diesem fürchte ich, . . . wenn ich nur den Dienst vollende, den ich empfangen von dem Herrn Jesus, voll und ganz das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen“ (Apg 20, 24). Und fer­ner, angesichts seines Hinscheidens tröstet er sich mit dem Gedanken, daß er „den Glauben bewahrt hat“ (2 Tim 4, 7). Den Glauben in der Welt bis ans Ende bewahren, dürfte, soweit wir wissen, ein hinreichendes Ziel unserer Predigt und unseres Be­kenntnisses sein, auch wenn nichts weiteres dabei herauskäme. Daher also der Nachdruck der an Timotheus gerichteten Worte: „Halte fest“, „Be­wahre“, „Diesen Auftrag gebe ich dir“; „Du aber bleib bei dem, was dir anvertraut worden ist“; „Dies bring den Brüdern in Erinnerung“; „Ver­traue dasselbe treuen Menschen an“. „Weise pro­fanes Altweibergeschwätz ab“; „Unheilige und leere Schwätzereien meide“ (2 Tim 2,16); „Törich­ten und bedeutungslosen Fragen gehe aus dem Weg“ (2 Tim 2,23). Gäbe es keinen anderen Be­weggrund, die Artikel des Credo heilig zu halten, so reichte schon die Tatsache hin, daß sie anvertraut sind. Solange wir nicht empfinden, daß wir wirklich ein anvertrautes Gut, einen Schatz weiterzugeben haben, für dessen Erhaltung wir verantwortlich sind, haben wir eine wesentliche Eigentümlichkeit in unserer jetzigen Stellung übersehen. Würden die Menschen dies jedoch entsprechend fühlen, so wäre ihnen wenig daran gelegen, sich in planlose Spekulationen zu verlieren, die heute an der Tages­ordnung sind.

2. Dieser ernste Inhalt unseres Auftrages steigert sich noch, wenn wir bedenken, daß wir schließlich nicht wissen und uns nicht vorstellen können, wel­ches das eigentliche Endziel der Offenbarung in den Evangelien ist. Gewöhnlich meinen die Men­schen, daß es die Rettung der Welt ist. Das ist aber bestimmt nicht der Fall. Sagen wir statt dessen, daß Christus kam, „um Sich ein besonderes Volk zu heiligen“ (Hebr 13,12) dann freilich sprechen wir eine große Wahrheit aus; aber dies ist, wenn­gleich ein bedeutendes Ziel unserer Verkündigung, doch nicht ihr offenkundiger und letzter Zweck. Vielmehr ist dieses Ziel, soweit wir überhaupt dar­über belehrt sind, die Verherrlichung Gottes; aber wir können nicht begreifen, was damit gemeint ist oder wie der Heilsplan des Evangeliums sie för­dert. Uns genügt es, daß wir mit dem schlichten Gedanken an Gottes Gegenwart handeln müssen, alle Ziele diesem unterordnen und den Erfolg Ihm überlassen müssen. Wir wissen zwar zu unserem großen Trost, daß unsere Predigt nicht vergeblich sein kann. Sein himmlisches Wort „wird nicht leer zu Ihm zurückkehren, sondern Gelingen haben in dem, wozu Er es sendet“ (Is 55,11). Es ist sicher immerhin unsere Pflicht zu predigen, „ob die Men­schen hören wollen oder sich abwenden“ (Ez 2, 7), Wir müssen predigen „zum Zeugnis“, wie der Herr in dem bereits angeführten Text uns auf­trägt. Demgemäß legte Er Selbst vor dem Hei­den Pilatus „Zeugnis ab für die Wahrheit“ (Jo 18,37); und der heilige Paulus beschwört uns, unseren heiligen Auftrag festzuhalten gleichsam in der Ge­genwart Dessen, der „unter Pontius Pilatus ein gutes Bekenntnis abgelegt hat“ (1 Tim 6,13). Ohne Zweifel tut sich Seine Verherrlichung in der Verwerfung wie in der Annahme des Evangeliums geheimnisvoll kund; und wir müssen mit Ihm zu­sammenwirken. Wir müssen so sehr mitwirken, daß wir willens sind, sowohl zu verwunden wie zu heilen, zu verurteilen wie freizusprechen. Wir dür­fen ebensowenig davor zurückschrecken, „ein Ge­ruch des Todes zum Tode“ zu sein, wie „des Lebens zum Leben“ (2 Kor 2,16). Wir müssen unerschüt­terlich glauben – mag auch die Pflicht noch so schmerzlich sein -, daß wir in jedem Fall „Gott einen Wohlgeruch Christi darbringen in denen, die gerettet werden, und in denen, die zugrunde ge­hen“ (2 Kor 2,15). Wir müssen lernen, uns in die Ordnung der göttlichen Vorsehung zu schicken und mitzuwirken, und uns der Freude zu überlassen, wenn der Zorn Gottes auf das große Babylon und seine Bewohner gefallen ist.

Dieser Gesichtspunkt ist eine Antwort für jene, die unsere Botschaft auf ihren einflußreichen und über­zeugenden Teil einschränken und ihre Göttlichkeit nach dem Erfolg messen möchten. Ich habe ihn aber vorgebracht, um im allgemeinen zu zeigen, wie ganz und gar im Dunkeln wir über diese Frage sind; und weil wir es sind, wie notwendig es daher ist, unser Gewand zu schürzen, unseren Schatz fest­zuhalten und vorwärts zu eilen, damit wir das uns anvertraute Gut nicht verraten. Wir können nicht wissen, wie weit ein kleiner Irrtum im Glauben uns auf Abwege bringen kann. Wenn wir nicht ein­mal wissen, warum er allen verkündet werden soll, obschon nicht alle darauf hören werden, so ist uns noch weniger bekannt, warum diese oder jene Lehre geoffenbart oder welches ihre Bedeutung ist. Die Gnadenvermittlung in der Taufe erfolgt auf das genaue Aussprechen von einem oder zwei Worten hin; und wenn so viel von der Beobachtung einer einzigen heiligen Vorschrift abhängt, sogar bis hinab zum Buchstaben, in dem sie uns gegeben ist, warum sollte nicht wenigstens der wesentliche Inhalt anderer Wahrheiten, ja sogar ihr ursprüng­licher Wortlaut, einen besonderen Anspruch auf die zuverlässige Obhut der Kirche haben dürfen? Die Glaubensartikel des heiligen Paulus sind prä­zis und jeder in sich abgeschlossen. Warum sollten wir sie dann nicht hinnehmen, wie wir sie vorfin­den? Warum sollten wir weiser sein als das Schrift­wort? Warum sollten wir nicht dankbar sein, daß uns eine Aufgabe zugedacht ist, die so unzweifel­haft in unserer Macht steht, nämlich die Wahrhei­ten des Evangeliums festzuhalten, sie zu zählen, zu beachten, uns von ihnen zu nähren und sie weiter­zugeben? Eigenwillige und stürmische Geister in­dessen besitzen nicht die Weisheit, der göttlichen Lehre zu vertrauen. Sie behaupten immer wieder, daß Glaubensartikel bloße Formalitäten sind; und daß sie predigen und weitergeben heißt: die Bekeh­rung des Herzens in Glaube und Heiligkeit ver­fehlen. Sie möchten lieber Gefühlsregungen wach­rufen, in der Erwartung (wie sie hoffen), daß da­durch ihr Charakter geändert werde. Sie vergessen, daß Gott allein die Gemüts- und Geistesverfassung sieht, und wenn wirklich übernatürlich, ist sie das Werk Seines unsichtbaren Geistes, und es steht nicht in menschlicher Macht, sie sicherzustellen und sich ihrer zu vergewissern. Sie laden sich damit Menschenunmögliches auf. Für etwas Leichtes hal­ten sie es, jenen himmlischen Samen auszusäen, den Er in den Herzen der Zuhörer zum ewigen Leben emporsprießen läßt. Sie wollen ihn, wie den Sand der Meeresküste, als unfruchtbar und wertlos beiseite werfen und möchten lediglich die Blumen der Gnade (oder was so scheint) sich gegenseitig in die Herzen pflanzen, als ob sie durch ihre emsige Pflege darin Wurzel fassen könnten. Wie verschieden da­von ist das Beispiel, das uns die Kirche in ihren Gottesdiensten gibt! Bei der Spendung der Taufe werden die Glaubensartikel einer nach dem ande­ren gebetet, damit der junge Christ betraut werden könne mit der Obhut jedes Jota und Tüpfelchens des heiligen Bundes, den er erbt. Bei der Kommu­nionfeier, inmitten der feierlichen Lobgesänge auf den Gott aller Gnade, wenn es gilt Engel und Erz­engel aufzurufen, sich mit unserer Danksagung zu vereinen, werden gleichsam als Vorbereitung je nach dem Festtag Glaubensartikel mit einer genau bestimmten Lehre gebetet[3] wie z. B. heute. Und beim Krankenbesuch wird der, den Gott demnächst abzuberufen scheint, nicht gefragt, ob er gewisse geistliche Gefühle in sich trage (worüber er nicht Rechenschaft geben kann), sondern klar und zu seinem großen Trost, ob er an jene Artikel des Christentums glaube, an jeden einzelnen, die er in der Taufe empfing, in denen er in seiner Kindheit unterwiesen wurde und die er bekannte, sooft er kam, Gott in der Kirche anzubeten. Es verrät den­selben Geist, wenn das bestimmteste und systema­tischste aller Glaubensbekenntnisse, das athanasianische, wie seine Form zeigt, eher ein Lobpreis auf die ewige Dreieinigkeit ist. Es ist nämlich billig und recht, an den Festtagen alle uns anvertrauten Mysterien wie Edelsteine vor unseren Gott hinzu­breiten, um zu zeigen, daß wir keinen von denen, die Er uns gab, verloren haben.

3. Endlich wird der heilige Charakter unseres Auf­trages äußerst nachdrücklich durch die ihn beglei­tende Sanktion betont. Was Gott mit einem Anathem geschützt hat, beansprucht sicher eine sorg­same Behütung unserseits. Christus sagt aus­drücklich: „Wer glaubt und sich taufen läßt, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“ (Mk 16,16). Es ist ganz klar, daß nach der Absicht unseres Herrn dieser Glaube die Annahme eines positiven Glaubens­bekenntnisses in sich schließt, weil Er ein solches gleichzeitig gegeben hat; jene oberste Wahrheit, aus der alle anderen fließen und die wir heute feiern: den Glauben an den Vater, Sohn und Hei­ligen Geist, Drei Personen, Ein Gott. Wenigstens diese Lehre muß also jeder glauben, der gerettet werden will. Daß gewisse andere Lehren auch er­forderlich sind, erhellt aus anderen Stellen der Schrift, wie z. B. die Auferstehung des Herrn aus den Worten des heiligen Paulus an die Römer[4]. Diese Lehre der Auferstehung, die die irdische Sen­dung unseres Herrn beschloß, ist offensichtlich in der Reihe der Lehren weit entfernt von jener der Dreifaltigkeit in der Einheit, die die Grundlage der ganzen Heilsordnung ist. Folglich sieht darin ein denkender Geist, der fehl zu gehen fürchtet, einen Grund, auch von da aus zu schließen, daß wohl die Wahrheiten, die zwischen beiden liegen, – wie die Menschwerdung oder die Kreuzigung – ebenfalls wesentliche Teile des seligmachenden Glaubens darstellen. Und tatsächlich begegnen uns verschiedene Schriftstellen, wie wir bereits gesehen haben, in denen diese dazwischenliegenden Artikel einzeln zur Grundlage des Evangeliums gemacht sind. Ferner, erwägen wir wohl die Worte des hei­ligen Paulus an die Galater, die in einem anschei­nend nur untergeordneten Teil, der Abschaffung des jüdischen Gesetzes, vom Glauben abgekommen waren. „Wenn auch wir oder ein Engel vom Him­mel“, sagt er, „euch ein anderes Evangelium ver­kündigten, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich jetzt abermal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündigte, als ihr empfangen habt, der sei verflucht!“ (Gal 1, 8. 9). Soviel steht fest: Wir wissen, daß man bestimmte Lehren glauben muß; es ist uns nicht gesagt, wie viele, noch besitzen wir die Geisteskräfte, die der Aufgabe einer Lösung des Problems entsprechen. Wir können außer dem geoffenbarten Wort keinen hinreichenden Grund angeben, warum die Lehre von der Dreieinigkeit selbst wesentlich sein sollte; und wenn sie es trotz­dem ist, warum nicht irgendeine andere. Wie ge­fährlich ist es also, mit einem beliebigen Teil der uns anvertrauten Botschaft zu spielen! Ohne Zwei­fel müssen wir alles genau so sorglich behüten, was an ihr wesentlich sein könnte, wie wenn wir wüß­ten, daß dem so ist. Unser Nichtwissen, weit davon entfernt ein Grund für Gleichgültigkeit zu sein, wird ein weiterer Anlaß zu ängstlicher Wachsam­keit. Während wir Gottes Endgericht nicht vorzu­greifen wagen dadurch, daß wir einzelne Ungläu­bige mit dem Anathem belegen, so dürfen wir doch auch keinen von ihm geschützten Teil der Lehren verborgen halten, damit es nicht etwa, wie wir ent­decken müssen, gegen uns selbst zeuge, die wir uns „gescheut, den ganzen Ratschluß Gottes zu verkün­den“ (Apg 20, 27 ).

Zum Schluß. – Der Irrtum, gegen den sich diese Ausführungen richten, nämlich den Glauben des Evangeliums in ein System zu bringen und zu ver­einfachen, indem man einen oder zwei seiner Arti­kel überbetont, das übrige herabsetzt oder ausschei­det, beschränkt sich nicht allein auf dieses Gebiet der Religion. Aus dem gleichen Geist heraus miß­achtet und übergeht man bald die Vorschriften, bald die Richtlinien der Kirche. Der Lehre von der Taufe stellt man jene der inneren Heiligung ent­gegen, die Vorschriften der „Schicklichkeit und der Ordnung“ schätzt man gering gegenüber dem Be­fehl, den Heiden die frohe Botschaft zu verkünden; die Verpflichtung, „auf den alten Wegen zu ver­bleiben“, bricht man mit der Erwartung, die so­genannte Schlagkraft unserer kirchlichen Einrich­tungen zu erhöhen. Gleicherweise sind der einen Klasse von Denkern die Evangelien alles, der an­deren die Briefe. Zwar ist zu allen Zeiten beharr­licher Gehorsam eine sehr seltene Tugend; aber in diesem gebildeten Zeitalter haben wir es unter­nommen, Unbeständigkeit mit Vernunftgründen zu verteidigen. Höret demgegenüber die Worte der Ewigen Wahrheit. „Wer eines von diesen Geboten, auch der kleinsten eines, übertritt und die Menschen so lehrt, der wird der Geringste heißen im Himmel­reich; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich“ (Mt 5,19).


[1] Siehe auch u. a. die Stelle 1 Jo 2, 21-27, die sich auf nichts anderes bezieht als auf eine bestimmte Lehre; z. B.: .Was ihr von An­fang gehört habt, das bleibe in euch.“ Ferner 2 Tim 2,18: „Welche von der Wahrheit abgefallen sind, indem sie sagen, die Auferstehung sei schon ge­schehen, und die den Glauben einiger zerstören.

[2] Siehe auch die eben angeführte Stelle 2 Tim 2, 16-18.

[3] In der Präfation. – A. d.Ü.

[4] Röm 10,9.