Bricht die Einheit an einem Punkt, so trifft das Verschulden den ganzen Leib. Überall entsteht ein Misston und eine Dissonanz… Rings um uns gibt es genügend Beweise, dass die Trennung der Kirchen aus der Verderbtheit der Herzen kommt.
S.D. 133 (4.6.1843)
… das katholische Glaubensbekenntnis ist zum größten Teil die Kombination voneinander getrennter Wahrheiten, die die Häretiker unter sich verteilt haben, wobei ihr Irrtum in dieser Teilung liegt.
D.A. 200 (September 1838)
Die Kirche ist ein Königreich. Eine Häresie hingegen ist eher eine Familie als ein Reich. So wie eine Familie sich fortwährend teilt und neue Zweige hervorbringt, neue Wohnstätten gründet und sich auch in Überseeländern verbreitet, aber in allen Zweigen so unabhängig ist wie ihr ursprüngliches Haupt, so ist es mit einer Irrlehre.
Dev. 252 (1845)
Ihr wisst, es war eine Zeit, in der es nur eine große Gemeinschaft von Christen in der ganzen Welt gab, sie wurde „die Kirche“ genannt… Doch jetzt … ist der große katholische Leib, „die heilige Kirche über die ganze Welt“, durch die Gewalt des Teufels in viele Bruchstücke zerbrochen…
P.S. III 191 (29.11.1829)
Wie sollte bei so vielen, einander eifersüchtig bekämpfenden Lehrern ein einzelner Suchender die Wahrheit finden oder ein Christ sie für sich persönlich bewahren? …Doch die Regel, die jeden richtig zu leiten, vermag, ist einfach…: Die Kirche ist überall, aber sie ist eine. Sekten sind überall, aber sie sind viele, voneinander unabhängig und untereinander uneinig. Katholizität ist das Merkmal der Kirche, Unabhängigkeit das der Sektierer.
Dev. 251 (1845)
Wenn die Einheit in der apostolischen Sukzession läge, so wäre die Tatsache des Schismas von der Natur der Sache her unmöglich. Denn wie niemand seine Abstammung umstoßen kann, so vermag auch keine Kirche die Tatsache aufzuheben, dass ihr Klerus geradlinig von den Aposteln abstammt. Entweder gibt es eine solche Sünde wie das Schisma, oder die Einheit liegt nicht in der bischöflichen Form oder in der Bischofsweihe. Das empfinden die Kontroverstheologen unserer Zeit. Sie sind infolgedessen gezwungen, eine Sünde zu erfinden und denken, dass das Schisma nicht in der Abspaltung einer Kirche von einer anderen besteht, sondern in der Einmischung der einen Kirche in die andere. … doch das Schisma ist eine Sünde gegen das Wesen der Kirche. … Schisma ist Spaltung, wenn es überhaupt ein Schisma gibt, nicht Einmischung.
Dev. 265 – 266 (1845)
… wie diejenigen, die nach der Taufe gesündigt haben, nicht auf einmal zur Fülle ihrer Gnadenvorrechte zurückzukehren vermögen, aber doch nicht ohne Hoffnung sind, so steht es einer Kirche, die sich vom Mittelpunkt der Einheit losgelöst hat, nicht ohne weiteres frei, zurückzukehren, und doch ist sie auch kein Nichts. Kann sie sich nicht in einen Stand der Buße versetzen? Erfüllen vielleicht ihre Kinder ihre Pflicht gegen sie am besten dadurch, dass sie, anstatt sich von ihr loszulösen, ihre Rückkehr fördern helfen?
Moz. II 288 (3.10.1839)
Hierin liegt das Kennzeichen der Häresie: Ihre Lehrsätze sind unfruchtbar. Sie besitzt keine Theologie. Weil sie Irrlehre ist, hat sie keine zu eigen. Nimm ihre Reste katholischer Theologie weg, und was bleibt übrig? Polemik, Erklärungen, Proteste. Aus Mangel eines eigenen Gebietes wendet sie sich der Bibelkritik und den Religionsbeweisen zu. Ihre formulae [Formeln] enden in sich selbst, ohne Entwicklung, da sie nur Worte sind. Sie sind unfruchtbar, da sie tot sind. Hätten sie Leben, so würden sie zunehmen und sich vervielfältigen. Wenn sie aber Leben und Frucht tragen, so tun sie dies als Sünde, welche reif geworden ist und den Tod hervorbringt (vgl. Jak 1,15). Sie entwickelt sich in der Auflösung. Das sich ergebende Dogma ist nur die Leugnung aller Dogmen und jeglicher Theologie im Zeichen des Evangeliums. Kein Wunder, dass sie leugnet, was sie selbst nicht erreichen kann.
U.S. 318 (2.2.1843)
Folgt dann nicht ohne weiteres, dass eine Religion schon deshalb wahr sei, weil sie Leben irgendeiner Art in sich besitzt? …Leben welcher Art? Eine Irrlehre besitzt ihr Leben, auch weltliche Gesinnung hat ihr Leben. Ist das Leben der Staatskirche bloß nationales Leben oder ist es etwas mehr? Ist es auch katholisches Leben? Ist es übernatürliches Leben? …Was dieses besondere Kennzeichen des Lebens betrifft,… nämlich Wachstum und Fruchtbarkeit, so besitzen es die Häresien in einem gewissen Sinne, wie Unkraut üppiger gedeiht und sich ausbreitet als gesunde und nützliche Pflanzen.
Ess. I 381.382 (1871)
Allein in einem Punkt scheinen die Häresien allgemein übereingestimmt zu haben – im Hass gegen die Kirche… Sie [die Kirche] war jener Leib, jene Gemeinschaft, von der alle Sekten, wie zerteilt sie auch untereinander sein mochten, übel sprachen gemäß der Prophezeiung: „Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen.“ (Mt 10,25) Sie hassten und fürchteten sie [die Kirche]. Sie unternahmen alles um ihre gegenseitigen Meinungsverschiedenheiten zu überwinden und sich gegen sie zu vereinigen… Sie fühlten, wie wünschenswert Einheit gegen den einzigen Leib wäre, der der natürliche Gegner von ihnen allen war. In der Kirchengeschichte gibt es verschiedene Beispiele von derartigen Bündnissen.
Dev. 253 (1845)
In der Geschichte der Religionen und in der Kirchengeschichte kam es oft vor, dass etwas in sich gut war, doch die Zeit dafür noch nicht gekommen war. Häretiker und Schismatiker waren manchmal Verkünder einer vernachlässigten Wahrheit, auf der sie in ihren Tagen ungeduldig und ungehorsam beharrten. Davids Reich war ein besseres als das von Saul, doch er musste auf die Zeit Gottes warten, und er wartete tatsächlich. So versöhne ich mich mit gar vielen Dingen und lege sie in Gottes Hand… Unser Herr weiß nämlich mehr als wir.
L. D. XXVIII 66 (21.5.1876)