Fünf Jahre nach der Heiligsprechung: Newman Walk in Rom

Veröffentlicht in: Veranstaltungen | 0

Am 13. Oktober 2019 wurde der große Theologe John Henry Newman (1801-1890) von Papst Franziskus heiliggesprochen. Um den fünften Jahrestag der Kanonisation zu feiern, organisierte das Internationale Zentrum der Newman Freunde am 12. Oktober 2024 einen Newman Walk durch die Ewige Stadt.

Unter den mehr als vierzig Teilnehmern, die aus fünfzehn Ländern stammten, waren Laien, gottgeweihte Schwestern und Brüder der geistlichen Familie „Das Werk“ und anderer Gemeinschaften, Diakone, Priester und auch der aus Mailand stammende Don Flavio Pace, der am 4. Mai 2024 zum Bischof geweiht worden ist und jetzt als Sekretär des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen tätig ist.

P. Hermann Geissler, FSO, Direktor des Internationalen Zentrums der Newman Freunde, führte die Newman Freunde von einer Station zur anderen und erzählte von Newmans Beziehung zu den einzelnen Stätten. Jede Station endete mit einem Gebet aus Newmans Betrachtungen, das Sr. Christiane Fritsch, FSO, Sekretärin des Newman Zentrums, vortrug sowie einem Lied, zumeist einem der wunderbaren Hymnen aus der Feder des englischen Heiligen.

Der Newman Walk begann mit einer Eucharistiefeier in Sant’Andrea delle Fratte. Diese Kirche neben dem Palazzo di Propaganda Fide, die Newman während seines Studiums in Rom (1846-1847) oft besucht hatte, war für ihn eine Erinnerung an die Verbundenheit mit Maria. Denn in dieser Kirche hatte sich der ungläubige elsässische Jude Marie Alphonse Ratisbonne nach einer Erscheinung der Gottesmutter zum katholischen Glauben bekehrt. In seiner Homilie verwies Bischof Flavio ausgehend von Newmans Grabinschrift darauf, dass wir nicht Vagabunden sind, sondern Pilger: Wir kennen das Ziel, dem wir entgegengehen – Christus, der uns – wie Newman – immer mehr in die Tiefen seiner Wahrheit und Liebe hineinzieht.

Im damaligen Missionskolleg im Palazzo der Propaganda Fide bereitete sich Newman auf die Priesterweihe am 30. Mai 1847 vor. Dort wohnte er zusammen mit Seminaristen aus vielen Ländern der Welt und erlebte etwas von der Katholizität der Kirche, so dass er schreiben konnte: „Ich war glücklich in Oriel (Oxford), glücklicher in Littlemore (wo er konvertierte) … – und am glücklichsten bin ich hier“.

Am Collegio Romano, dem ursprünglichen Sitz der Päpstlichen Universität Gregoriana, begegnete Newman während seines Studiums in Rom immer wieder P. Giovanni Perrone SJ, dem Theologen von Papst Pius IX., mit dem er persönliche Gespräche vor allem über die Frage der Dogmenentwicklung führte.

Im Palazzo Maffei Marescotti hielt Newman bei seinem letzten Romaufenthalt eine berühmte Rede, als ihm das Biglietto mit der Kardinalsernennung überreicht wurde. In der Biglietto-Speech beschreibt er seinen lebenslangen Kampf gegen den „Liberalismus in der Religion“, jene Haltung, die wir heute als Relativismus (Benedikt XVI.) bzw. Indifferentismus (Papst Franziskus) bezeichnen.

In der Chiesa Nuova entdeckte Newman den heiligen Philip Neri, den Gründer der Oratorianer, und fand seine Berufung in der katholischen Kirche. Pius IX. erlaubte ihm, die Regel der Oratorianer der englischen Mentalität anzupassen und nach einem „Express-Noviziat“ mit seinen Freunden ein Oratorium in Birmingham zu errichten.

Den Petersdom besuchte Newman bei allen seinen Romaufenthalten. Während er bei seinem ersten Besuch als Anglikaner (1833) „gemischte Gefühle“ im Herzen trug – Rom war damals für ihn der Sitz des Antichristen –, wurde ihm bei seinem zweiten Besuch als eben konvertierter Katholik (1846) ein besondere Gnade zuteil: Er durfte im Petersdom – völlig unerwartet – dem Papst persönlich begegnen.

Das ehrwürdige englische Kolleg war für Newman stets ein Ort der Begegnung und der Freundschaft mit Menschen aus der englischsprachigen Welt. Der Kontakt mit Freunden und Gleichgesinnten lag ihm zeitlebens am Herzen – gemäß seinem Wahlspruch: „Cor ad cor loquitur“ – „Das Herz spricht zum Herzen“.

Die Drei Pfeiler beim Theater des Marcellus boten die Gelegenheit, an eine besondere Verbundenheit zu erinnern: Mutter Julia, die Gründerin der geistlichen Familie „Das Werk“, fand in Newman einen „geistlichen Bruder“, der sie in schweren Zeiten in der Liebe zur Kirche stärkte. Und die Drei Pfeiler in der römischen Innenstadt wurden für sie zu einem Symbol für Glaube, Hoffnung und Liebe, auf die es im geistlichen Leben ankommt (vgl. 1 Kor 13,13).

Die letzte Station San Giorgio in Velabro lud dazu ein, an Newmans Erhebung zum Kardinal im Mai 1879 zu denken. San Giorgio wurde ihm als Titelkirche gegeben, wohl weil der heilige Georg Patron Englands ist. Leo XIII. wollte die Kirche in England ehren, indem er Newman ehrte. Er nannte ihn liebevoll: „il mio Cardinale“. So wurde Newman die höchste kirchliche Auszeichnung auf Erden zuteil und alle Verdächtigungen gegen seine Person und seine Schriften fanden ein Ende.

Auf dem Weg von einer Station zur anderen konnten die Teilnehmer in froher Gesinnung miteinander plaudern, sich über ihre Freuden und Sorgen austauschen und neue Freundschaften knüpfen. Auch Zeiten der Stille und Gebetes für die großen Anliegen in Welt und Kirche hatten Platz. Vor dem abschließenden „Lead kindly Light“ segnete Bischof Flavio alle mit einer Reliquie des heiligen John Henry Newman.

Viele wurden durch den Newman Walk gestärkt und meinten: „Es hat meinem Herzen gutgetan.“ – „Vielen Dank für den Pilgerweg, es war wunderbar.“ „Newman ist wirklich ein neuer lieber Freund.“ „Wir freuen uns, mit den Newman Freunden auch die Gemeinschaft und das Charisma der geistlichen Familie ‚Das Werk‘ kennengelernt zu haben.“ – „Ich erhalte seit Jahren eure wertvollen Informationen über den großen Kardinal Newman, Impulse und Einladungen. Da ich nun gerade in Rom bin, freue ich mich, dass ich bei dieser Wallfahrt mitgehen konnte“.

Der Newman Walk zeigte von neuem, dass Newman für alle Stände der Kirche ein Lehrmeister ist, weil er „unser Herz berührt und unser Denken erleuchtet“ (Kardinal Joseph Ratzinger).