Kurzer Weg zur Vollkommenheit

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Wir müssen im Auge behalten, was unter Vollkommenheit zu verstehen ist. Sie bedeutet nicht etwas Außerordentliches, etwas Ungewöhnliches oder besonders Heldenhaftes – nicht alle haben Gelegenheit, Helden oder Martyrer zu werden -, Vollkommenheit bedeutet, was das Wort im gewöhnlichen Sinne besagt. Vollkommen heißen wir etwas, das fehlerlos, vollständig, dauerhaft und gesund ist – wir meinen das Gegenteil von unvollkommen. Da wir sehr gut wissen, was Unvollkommenheit im religiösen Leben bedeutet, zeigt uns der Gegensatz, was Vollkommenheit ist.

Der also ist vollkommen, der sein Tagewerk vollkommen vollbringt; mehr brauchen wir nicht zu tun, um nach Vollkommenheit zu streben. Wir brauchen über den Kreis der täglichen Pflichten nicht hinauszugehen.

Ich betone das, weil ich glaube, daß dadurch unsere Anschauungen vereinfacht und unsere Anstrengungen auf ein erreichbares Ziel eingestellt werden. Wenn Du mich fragst, was Du tun mußt, um vollkommen zu sein, so sage ich Dir: erstens –

  • bleibe nicht im Bette liegen, wenn es Zeit ist, aufzustehen;
  • die ersten Gedanken weihe Gott,
  • mache einen andächtigen Besuch beim allerheiligsten Sakrament,
  • bete fromm den Angelus,
  • iß und trink zu Gottes Ehre,
  • bete mit Sammlung den Rosenkranz,
  • sei gesammelt,
  • halte böse Gedanken fern,
  • mache Deine abendliche Betrachtung gut,
  • erforsche täglich Dein Gewissen,
  • geh zur rechten Zeit zur Ruhe; und Du bist bereits vollkommen.

KURZER WEG ZUR VOLLKOMMENHEIT
(John Henry Newman, Betrachtungen und Gebete, ss. 34-35)