Newman wird selig gesprochen!
John Henry Newman wird von Papst Benedikt XVI. am 19. September
in Coventry (England) zur Ehre der Altäre erhoben.
Liebe Newman-Freunde!
Es ist uns eine große Freude, nach vielen Jahren des Wartens und Hoffens mit Ihnen die Nachricht von Newmans Seligsprechung teilen zu können. Wir haben mit der Aussendung des Rundbriefes gewartet, um Ihnen das soeben offiziell bestätigte Datum und den Ort der Seligsprechung mitteilen zu können.
Newman wurde schon zu Lebzeiten von vielen Menschen verehrt. Der anglikanische Oberrichter Lord Coleridge bezeugte 1882: „Ich kann es weder analysieren noch erklären, aber bis auf den heutigen Tag hat mich kein anderer Mensch, dem ich begegnet bin, so angezogen und dabei mit solcher Ehrfurcht erfüllt. Er ist einfach und bescheiden wie ein Kind, und dennoch fühle ich mich in der Gegenwart eines Menschen, der anders ist als alle anderen. Wenn ich mit ihm zusammen bin, erhebt er mich und bezwingt mich zugleich – ja, wenn ich sagte, er ängstigt mich, wäre es kaum zuviel. Und wenn er so auf einen alten Allerweltsjuristen wirkt, was muss er erst für Menschen bedeuten, die ihn wirklich von innen her verstehen und mit ihm fühlen können“. William Bernard Ullathorne, Bischof von Birmingham, schrieb nach einem seiner letzten Besuche bei Kardinal Newman im Jahr 1887: „In diesem Mann steckt ein Heiliger.“
Als Newman im August 1890 zu Grabe getragen wurde, säumten Tausende von Menschen unterschiedlicher Konfessionen die Straßen von Birmingham und erwiesen ihm Dankbarkeit und Ehre. In einem der vielen Nachrufe wurde Newman verglichen mit „einem strahlenden Stern, der untergegangen ist“ (The Spectator). In einem anderen Nachruf hieß es: „Die Menschen sahen ihn als Diener unsichtbarer und ewiger Mächte, und wenn sie in seiner Nähe waren, war es für sie einfacher, an Gott und an Gottes Nähe zur Menschheit zu glauben“ (The Birmingham Daily Post).
Newman war seiner Zeit in vielem voraus. Schon zu seinen Lebzeiten entstanden Übersetzungen seiner Werke, die ihn über England hinaus bekannt machten. Nach seinem Heimgang breitete sich seine Verehrung langsam, aber beständig auf alle Kontinente aus. 1958 wurde der Seligsprechungsprozess offiziell eröffnet. Seit dem ersten Newman-Kongress in Rom 1975 konnte das Internationale Zentrum der Newman-Freunde – zusammen mit dem Oratorium in Birmingham und vielen Newman- Gesellschaften in aller Welt – dazu beitragen, den Fortgang des Prozesses und die Verehrung Newmans zu fördern. Nach Abschluss des Verfahrens in der Erzdiözese Birmingham (1986) wurde das gesamte Material durch Msgr. Anthony Stark, dem damaligen Vize-Postulator, der römischen Heiligsprechungskongregation übermittelt. Nach einer sorgfältigen Prüfung der Unterlagen bestätigte Papst Johannes Paul II. 1991 das Dekret über die heroischen Tugenden. Fr. Vincent Blehl SJ und später Fr. Paul Chavasse CO trugen als Postulatoren wesentlich zum weiteren Fortgang der Causa bei. Für die Seligsprechung bedarf es nach den Richtlinien der Kirche einer medizinisch nicht erklärbaren Heilung als klares Zeichen Gottes. Am 15. August 2001 wurde der ständige Diakon Jack Sullivan aus Boston/USA auf die Fürbitte Newmans von einer schweren Rückenerkrankung geheilt. Diese Heilung wurde in der Erzdiözese Boston und später von der zu ständigen Kongregation in Rom geprüft. Papst Benedikt XVI. hat sie am 3. Juli 2009 im Rahmen einer Audienz mit dem Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Erzbischof Angelo Amato SDB, offiziell als ein auf die Fürsprache Newmans erfolgtes Wunder anerkannt.
Während seines Pontifikats hat der Heilige Vater bisher nur Heiligsprechungen vorgenommen. Wenn er während seiner Großbritannien-Reise vom 16.-19. September 2010 John Henry Newman persönlich selig spricht, kommt dadurch seine besondere Wertschätzung und Verehrung für den großen Theologen zum Ausdruck. Man könnte viele Punkte nennen, die Newman und Papst Benedikt XVI. verbinden; einer davon ist die Kritik am religiösen und ethischen Relativismus. Wie Kardinal Ratzinger bei seiner Ansprache am Beginn des Konklave, aus dem er als Papst hervorging, vor der heute verbreiteten „Diktatur des Relativismus“ warnte, so sprach Newman in seiner berühmten Biglietto- Rede vom religiösen Liberalismus, den er als den größten Feind der Kirche betrachtete. In dieser Ansprache, die er anlässlich seiner Erhebung zum Kardinal 1879 in Rom gehalten hatte, blickte er auf sein Leben zurück und fasste die wichtigsten Anliegen seines langen Wirkens zusammen. Wir legen diesem Rundbrief den Text dieser eindrucksvollen Rede in einer eigenen Übersetzung bei.
Zugleich möchten wir Sie auf unsere Homepage www.newmanfriendsinternational.org verweisen, auf der Sie eine umfangreiche Newman-Bibliographie sowie verschiedene andere Informationen finden. Selbst verständlich werden wir Sie durch dieses Medium auch über die weiteren Details im Zusammenhang mit der Seligsprechung informieren.
Buchpräsentation
Am 29. Oktober 2009 wurde in Rom das Buch „Una ragionevole fede. Logos e dialogo in John Henry Newman“ vorgestellt. Dieses Buch enthält die Referate in Italienisch und Englisch, die international anerkannte Forscher sowie jüngere Newman-Spezialisten am 26. und 27. März 2009 in Mailand gehalten haben. Dieser Kongress war von der Katholischen Universität “Sacro Cuore” in Zuammenarbeit mit unserem römischen Newman- Zentrum organisiert worden.
Wir danken Ihnen für Ihre Wertschätzung unserer Newman-Arbeit in Littlemore-Oxford, Rom, Bregenz und Budapest. Unser Dienst in der Kirche und für die Kirche ist nur durch das Wohlwollen und die materielle Hilfe vieler Newman-Freunde möglich. Wir bitten Sie herzlich, uns in dieser Aufgabe finanziell zu unterstützen, gerade auch im Hinblick auf die Seligsprechung, die neue Entwicklungen und Anforderungen mit sich bringen wird.
Im Namen des Internationalen Zentrums der Newman-Freunde
P. Hermann Geißer FSO
Sr. Lutgart Govaert FSO